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Heisse Tipps aus dem Alltag des wissenschaftlichen Schreibens


... was mir im Laufe der Zeit immer wieder auf- und einfällt:

 

Falls Sie gerne und häufig worte wie folglich, demnach, somit oder ähnliche verwenden, überprüfen Sie, ob das jeweils überhaupt "wahr" ist, also stimmt - oder ob ein kleiner Gedankensprung getarnt wird -, ob diese Worte an der Stelle "nötig" sind und ob Sie sie nicht schlicht zu oft verwenden.

 

Jedes Lektorat bringt Ihrem Text, über den Sie ja weitgehend die 'Hoheit' haben, nur Vorschläge und Fragen, aber falls diese von Betreuungs- bzw Beurteilungspersonen kommen, wäre es eher klug, sie möglichst zu beachten und zu bearbeiten ;)

Zu viele Zwischenüberschriften (für quasi jeden neuen Gedanken) ersetzen gute Überleitungen NICHT. Der 'rote Faden' gehört formuliert - und maximal 1 Zwischenüberschrift pro Seite.

Selbstzweifel und Versagensängst kommen immer wieder, unterlegt von einer inneren Stimme, die sagt: "Du bist nicht gut genug! Du kannst zu wenig! ..." Doch diese innere Stimme lässt sich kontrollieren, wenn manfrau sie WIE MICKEY MOUSE klingen lässt. Da verliert sie sofort an Kraft. (Vgl. Hazel Gale in: Red Bull Bulletin 4/18: 53)

Es kommt auf die Perspektive an!
Zum Beispiel gender pay gap: (ausgehend von der üblichen Formulierung, dass Frauen* ca. ein Drittel weniger verdienen als Männer/
die Norm) mit hingegen dem Frauen*Einkommen als 'Normaliät'/Ausgangsbasis für den Vergleich verdienen Männer* um die Hälfte mehr als Frauen*. Ich plädiere unermüdlich dafür, die Perspektive zu wechseln!!!! ...das klingt nämlich noch mehr, so wie es sich anspürt.

"Anzumerken sei dabei ...." ist auch eine der besser nicht zu verwendenden 'leeren' Formulierung. Interessant ist doch, wieso das nun gerade auf/einfällt und welcher Bezug zur Fragestellung besteht - oder dem Vorangegangenen. Und das sollte einfach hingeschrieben werden.

"Dieser Moment, wenn dir dein Hirn beim Lesen nicht zuhört und du alles nochmal lesen musst..." (karrierebibel.de/lesen-lernen/)

 

Wenn das Inhaltsverzeichnis steht, empfiehlt es sich, für jeden Abschnitt eine spezielle Fragestellung auszuformulieren, die dann die Recherche und das Schreiben fokussiert (und auch gleich in der Einleitung des Abschnitts stehen soll).

Halb gesund bzw. krank arbeiten (wollen) führt zu halben Ergebnissen, leider...

Und wenn dann die klugen Gedanken fulminant aus dem Kopf über die Finger in den Text strömen, dann ist das wunderbar und beglückend (...ich warte grad wieder einmal sehnsüchtig darauf ;)

Das Erwähnen von "mehreren Studien" oder "verschiedenen Autor/innen" sollte in wissenschaftlichen Texten jeweils durch konkrete Quellen ergänzt werden. Sonst bleibt es Hörensagen...

 

Im Sinn der Transparenz und Nachvollziehbarkeit finde ich es wichtig, im Text selbst neben dem (vollen) Namen auch die geopolitische und wissenschaftsdisziplinäre Verortung der Autor*innen von zentraleren Quellen anzugeben und ggf. auch das Originalerscheinungsjahr bei jüngeren verwendeten Ausgaben.

Krank (bzw. noch nicht richtig gesund) sein und trotzdem arbeiten wollen...
Weil: es muss doch etwas weiter gehen!!! Tja, weiter geht es dann eher mit dem Frust und der Erschöpfung, die anderen Ergebnisse sind meist weniger überzeugend.

"Ich verzeih mir alles!"
habe ich bereits 2004 schriftlich festgehalten und 'plakatiert'.
An der Umsetzung arbeite ich immer noch/wieder...

...stundenlang Texte einscannen, bearbeiten, speichern... auch das gehört zum wissenschaftlichen Arbeiten, als sogenannte C-Tätigkeit - die aber auch Konzentration erfordert, sonst fehlen dann Seiten etc. (Eine A-Tätigkeit wäre Texte verfassen oder wissenschaftliches Lesen. B-Tätigkeiten sind mittel anspruchsvolle.)

"Wer arbeitet macht Fehler" (heißt's richtigerweise) und hat Misserfolge, leider. Dann ist es wichtig, dem Frust und  auch der Trauer Raum zu geben, Zeit zu gönnen - nicht unbegrenzt, aber schon. In gut organisierten Teams geht das strukturiert, beim selbstorganisierten und -motivierten Arbeiten wird es oft vergessen oder vernachlässigt.

Die systemische Schleife illustriert sehr gut den Zielerreichungsprozess auch beim wissenschaftlichen Schreiben, der ANSCHEINEND immer wieder auf Ab/Umwege führt (Themen, die dann doch nicht so relevant zu sein scheinen, Recherchen, die weit weg führen...), im Endeffekt aber doch sehr zielführend ist: Ganz straight hin zum Ziel ist meist unmöglich;)

Beim (wissenschaftlichen) Lesen empfiehlt es sich sehr, gleich alle bibliografischen Daten zu notieren und eventuell (Originalausgaben, Übersetzung...) zu recherchieren. Weil dann beim Finalisieren von Texten und nahenden Deadlines kostet das Fehlende zu suchen extrem viel Zeit und Nerven.

Was ist Ihr (relativ unnötiges) "Lieblingswort" beim Schreiben?
Meines ist "auch" - das kann ich (per 'suchen') am Ende fast immer streichen (zum Vorteil des Textes!)

Indikatoren für Gedankensprünge & Lücken im Text
(bzw. das Zerfasern des roten Fadens, oder den fehlenden Konnex zur Forschungsfrage):

"Nicht außer Acht zu lassen ist…."

"Dabei ist besonders hervorzuheben…"

"Grundsätzlich ist es von großer Bedeutung…"

"Es ist bekannt…." [hier gehören dann unbedingt Quellen/Verweise her!!]

"Allerdings muss man hier auch dazu sagen…"

Also: falls Sie solche oder ähnliche Formulierungen in Ihren Texten finden: raus damit!

Oft ist beim genauen Hin- und Nachschauen  - was zugegebenermaßen eine gewisse Überwindung brauchen kann - ohnedies bereits viel Material da. Dann geht das Weiterarbeiten recht schnell.

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